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Mittelmeer West-Ost

Palma de Mallorca - Sardinien - Sizilien - Liparische Inseln - Strasse von Messina - Kreta - Ägypten.

Nun haben wir das Mittelmeer in seiner ganzen Länge von West nach Ost durchquert und sind in Ägypten angekommen! Es waren überwiegend ruhige Meilen. Oft zu ruhig. Wir mussten weite Strecken motoren. Das überraschte uns nicht, damit muss man im Hochsommer im ‚Mare Motorum' rechnen. Der Sommer hat uns wieder, unsere Haut ist schon tief gebräunt. Und unsere MON AMIE wird mehr und mehr zur Blauwasseryacht - das scheint ihr zu gefallen. Und uns auch!
Jetzt haben wir Europa verlassen. Der ‚Heimvorteil' ist weg. Hier in Port-Said bereiten wir uns jetzt auf die Durchquerung des Suezkanals vor. Dann segeln wir ins Rote Meer. In uns völlig unbekannte Gewässer und Länder. Es riecht nach Exotik und Abenteuer!

Otti10 Tage sind wir in Palma geblieben - und 10 Tage haben wir von morgens bis abends voll gearbeitet. Wir, das sind Christas Eltern (‚Muck' und ‚Puck'), Christa und ich - und: unsere Freunde von der Ermar Service Baleares. Die Crew um Erwin und Otti Schwizer unterstützte uns tatkräftig. Sie berieten mit uns über Lösungen, halfen uns, das benötigte Material zu beschaffen, leihten uns aus ihrem Servicebetrieb Arbeitsmaterial und Werkzeug aus, organisierten für uns Lieferanten, einen Krantermin und und und...! Was wir so in 10 Tagen bewältigen konnten, dafür hätten wir zu zweit in Holland mindestens 6-8 Wochen gebraucht. Zwischendurch und abends schaffen wir es auch, noch etwas Zeit miteinander zu verbringen, doch leider viel weniger als ich mir gewünscht hätte. Denn in Palma ist für die Ermar Hochsaison und wir wollen durchs Rote Meer segeln nach Kenya. Und dafür müssen wir uns etwas beeilen, sonst verpassen wir die segelbare Saison.

Muck und Puck erwischen für ihre ‚Ferien' eine besonders hektische Zeit. Das war nicht so geplant, denn wir wollten eigentlich drei Wochen früher bereits in Palma ankommen und nach getaner Arbeit mit ihnen in aller Ruhe nach Sardinien segeln...! Doch: "Liebe ist, wenn man trotzdem hilft!", und so stürzten sich Christas Eltern, ohne zu zögern, mit uns zusammen in die Arbeit. Hauptsache wir verbringen Zeit zusammen. Und das tun wir: wir pumpen die Dieseltanks aus und reinigen sie, machen Ölwechsel, ersetzen die aufwendigen Vetus-Vorfilter am Generator mit herkömmlichen Lastwagenfilter die weltweit erhältlich sind, wassern aus und montieren ein Tridata von Raymarine (Echolot und Log), revidieren beide Stopfbuchsen und Wellenlager, bringen zusätzliche Zinkanoden am Rumpf an, reissen die verfaulte Teakheckplattform weg und streichen sie weiss, verschrauben Staudeckel gründlicher, nähen die Salonpolsterbezüge enger, dichten das Leck in der Hydrauliksteueranlage ab, reissen den Kühlschrank raus und verkleiden ihn innen komplett neu, wechseln die Silentblöcke an den Maschinen, polieren das Freibord und alles Chromstahl und vieles vieles mehr. Christas Eltern schenken uns zudem eine Badeleiter, die Puck natürlich gleich fachmännisch montiert!

Puck
Muck

Am Ende bedanken wir uns bei allen so, wie es unter Seglern üblich ist: mit einer Party auf der MON AMIE! Das ganze Team der Ermar kommt an Bord. Es gibt ein fröhliches, unkompliziertes und gelungenes Fest! Am nächsten Morgen heisst es ‚Leinen los' und wir bedauern den Abschied von unseren Freunden von der Ermar Service Baleares. Christa und ich beschliessen spontan, dass wir unsere Weltumsegelung in Palma beenden werden! Und dann werden wir auch ganz sicher länger bleiben. Doch das liegt noch in weiter weiter Ferne...

Wir laufen aus nach Südsardinien. Für Muck und Puck ist es der erste Langtörn ihres Lebens, 300 Seemeilen ohne Landsicht. Sie gewöhnen sich an den Wachrythmus und staunen über das tiefblaue Meer fernab der Küste und die endlose Weite. Nach drei Tagen auf See laufen wir mit der untergehenden Sonne in Portoscusa ein. Beim anschliessenden Restaurantbesuch ‚schwankt' es Christas Eltern gehörig, nach 3 Tagen auf See - und zwar noch bevor der Wein auf dem Tisch steht...!

Die beiden letzten Tage wollen wir mit Muck und Puck noch - endlich - ferienmässig bis nach Cagliari geniessen. Doch es ist ihnen nicht vergönnt. Am ersten Tag fällt der Steuerbordmotor aus und am zweiten Tag der Backbordmotor. Das bedeutet, dass Puck und ich während der Weiterfahrt jeweils in die Katakomben des Maschinenraums herunter steigen. Laufend schreien wir nach noch mehr Werkzeug, nach Filter x, nach Filter y... und Christa und Muck reichen uns geduldig alles verlangte, steuern und navigieren die MON AMIE dabei gleichzeitig Richtung Ziel, und verpflegen uns auch noch da unten. Stunde um Stunde suchen wir nach dem Defekt, wechseln Filter, blasen Dieselschläuche durch, haben Erfolg, dann plötzlich stirbt der Motor wieder ab, und alles beginnt von vorne! Wieder alles Material aus den Backskisten gewuchtet. Das Schiff wird mit offenem Maschinenraumdeckel und ausgelegtem Werkzeug optisch immer sofort zur Grossbaustelle. Wir habe viele Indizien auf ungenügende Dieselzufuhr und viele Erklärungen. Doch auch als wir Cagliari erreicht haben, sind wir uns nicht sicher, ob wir alle Fehler definitiv ausmerzen konnten. Das Vertrauen in unsere Maschinen ist stark angeknackst, erstrecken sich diese Probleme nun doch immerhin seit Gibraltar!
Und dann heisst es schon wieder Abschied nehmen: die Ferien von Muck und Puck sind zu Ende. Von hier aus fliegen sie nach Hause. Zum Erholen! Was haben sie uns alles geholfen... wir sind ihnen sehr dankbar - und: beim nächsten Besuch gibt es wirklich einen Ferientörn!

Ja, und für uns wartet auch bereits der nächste ‚Törn'. Wir kriegen Gäste. Marianne Jiskra segelt mit ihrem Mann Jan eine Woche mit uns bis nach Sizilien. Schon zwei Mal war Marianne mit Christa auf Ausbildungstörn, und so will sie auch ihre letzten 70 Seemeilen zum B-Schein mit uns machen!
Umso mehr wollen wir vorher noch das Motorenproblem ganz in den Griff kriegen. Und siehe da, bei einem erneuten Versuch finden wir das Übel: es ist das Sikaflex zur Abdichtung der Dieseltankdeckel. Wir haben es nach der Tankreinigung wohl mengenmässig etwas allzu gut gemeint mit der Dichtungsmasse... so fielen einzelne Sika-Krümel von der Tankdecke in den Diesel hinunter. Die Grösse der Krümel entspricht natürlich exakt dem Durchmesser der Tankansaugstutzen, was sonst?! So verstopfte sporadisch, in zufälligen und nicht nachvollziehbaren Zeitabständen, ein Krümel die Ansaugleitung dieses oder jenes Motores. Unsere neuwertigen Maschinen konnten gar nichts dafür, denn ohne Diesel kann nun mal kein Motor der Welt laufen! Nach und nach fischte ich sämtliche Krümel, mit den Armen bis zu den Schultern im Diesel steckend, aus den Tanks raus. Ob Diesel die Schnüffeldroge der Segler sei, zog Jan mich dabei auf...!
Wir hatten eine sehr schöne Woche zusammen, und am Ziel Palermo ging Marianne mit ihrem abgeschlossenen B-Schein von Bord. "Wir kommen trotzdem wieder!" riefen sie uns am Ende nochmals begeistert zu, und schon entschwanden sie durch die Passkontrolle unseren Blicken.

Von Palermo aus wollten wir eigentlich direkt durch die Strasse von Messina segeln und Kurs Port-Said anlegen. Doch der einsetzende Gegenwind wehte uns die Liparischen Inseln vor den Bug. Und so kamen wir unverhofft zu dem landschaftlichen Höhepunkt unserer bisherigen Reise! Und ich lernte dabei noch ein weiteres Yachtcharter-Revier ‚in natura' kennen. Wir besuchten mehrere der Äolischen Inseln und lagen 3 Tage an den Schwimmstegen von Lipari. Wir bereiteten uns auf unseren ersten 1000-Meilen-Schlag vor, wuschen trommelweise Wäsche, kauften frische Früchte und Gemüse ein, schrubbten in glasklarem Wasser das Unterwasserschiff sauber und genossen ganz einfach das Flair von Lipari.

 

Dann ging es los! Wir planten Lipari-Ägypten nonstop, eventuell mit Dieselbunkern in Kreta. Nach den ersten 30 Stunden elendiger Rollerei unter Motor kam etwas Wind auf, und wir konnten Segel setzen. Es folgten einige überaus friedliche Tage. Wir machten zwar nur zwischen 2.5 und 4 Knoten, doch unser Windpilot steuerte zuverlässig, das Meer war glatt wie ein Ententeich und das Leben an Bord überaus angenehm. Wir faulenzten, lasen viel, büffelten englische Grammatik, legten Nachmittagsschläfchen ein, kochten aufwendig, erledigten kleinere Bordarbeiten - und genossen ganz einfach das ruhige tiefblaue Meer und die völlige Einsamkeit um uns herum, herrlich! Als der Wind auf Vorwindkurs drehte, baumten wir zum ersten Mal unsere Genua aus uns segelten wie ein Schmetterling dahin. Nun decken wir noch 40° mehr aller Kurse zum Wind ab. War auch höchste Zeit - nach fast 6 Monaten!
Leider verliess uns das bisschen Wind dann irgendwann. Um nicht möglicherweise vor Port-Said mit zuwenig Diesel stehen zu bleiben, gingen wir sicherheitshalber an der Südküste von Kreta zum Tanken. Es war ein äusserst gelungener, 6 Stunden kurzer Zwischenstop in Griechenland: frühmorgens in den Hafen rein - Frühstück mit griechischem Yoghurt im Restaurant - Dieseltanks füllen mit Tankwagen - Reinschiff machen - Frischzeug einkaufen und als Abschluss zum Mittagessen einen griechischen Salat und Weisswein beim ‚echten Griechen'! Beschwingt liefen wir am frühen Nachmittag wieder aus und freuten uns wieder aufs Meer. Mit tollem Wind ging es gleich flott voran. Doch schon bald mogelten wir uns wieder mit langsamem Segeln und Motoren Richtung Port-Said durch. Nach insgesamt 12 Tagen auf See liefen wir unter ägyptischer Gastlandflagge in Port-Said ein!

Hier merkt man sofort, dass Europa hinter uns liegt! Gleich hinter dem Yachtclub trohnt eine riesige Moschee, überall arabische Sprache und Schrift, verschleierte Frauen, neue Gerüche, kaum andere Yachten. Uns gefällt es auf Anhieb. Unsere Reise nimmt einen neuen Anfang. Zum ersten Mal ‚reisen' wir, tauchen in eine uns völlig unbekannte Welt ein.

Nach 6 Monaten und über 4000 Seemeilen beginnt unsere Weltreise nochmal von neuem - ist doch super...!!

 

 
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